Kinder und Jugendlichen mit nachhaltigen Angeboten stärken
Im Haus der offenen Tür (HoT) St. Bonifatius in der Varresbeck werden die Nachwehen der Corona-Pandemie deutlich sichtbar. Kinder aus sozial benachteiligten Familien benötigen mehr Aufmerksamkeit und gesellschaftliche Verantwortung. Mit wichtigen, aber noch zu wenigen Projekten werden Benachteiligungen angegangen und Kindern Chancen für mehr Selbstwirksamkeit aufgezeigt.
Wuppertal hat viel zu bieten. Die Bergische Metropole ist in vielen Bereichen Vorbild und mit zahlreichen gelungenen Projekten eine Blaupause für andere Großstädte. Doch die Tourismusoffensive „Die Bergischen Drei“, das Pina-Bausch-Zentrum oder die Nordbahntrasse und mehr können nicht die vielen sozialen Probleme verdecken. Diese sind vielschichtig und treten besonders häufig in Familien mit Migrationshintergrund auf, weiß Ana Quiles, Einrichtungsleiterin der HoT St. Bonifatius. „Wuppertal hat einen hohen Anteil an Familien mit Migrationshintergrund, deutlich höher als in ganz Nordrhein-Westfalen. Die integrativen Probleme der Stadt kommen aber insbesondere in zwei Bereichen signifikant zum Ausdruck: der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in Haupt- und Realschule ist in Wuppertal im Vergleich zum Landesdurchschnitt erheblich höher, während sich Menschen mit Migrationshintergrund in Gymnasien und Gesamtschulen in der Stadt im NRW-Vergleich insgesamt nur unterdurchschnittlich wiederfinden.“
Gerade in Corona-Zeiten, in der viel Wert auf die Stabilisierung der Wirtschaft gelegt wurde, verschärften sich die Probleme, als es lange Zeit keine Betreuung in den Kitas und Schulen und auch die Gemeinschaftsverpflegung gab. Hier versuchte und versucht das Haus der offenen Tür St. Bonifatius mit abwechslungsreichen Projekten Kinder und Jugendliche aufzufangen. Schließlich ist die HoT „für die Kinder und Jugendlichen die einzige Anlaufstelle in der Varresbeck der offenen Jugendarbeit“, erklärt Ana Qiules. Die Diplom-Sozialpädagogin weiß auch, dass die größte Gruppe von benachteiligten Kindern und Jugendlichen einen Migrationshintergrund haben und die Eltern oft nur über wenig Sprachkenntnisse und nur geringe finanzielle Ressourcen verfügen, um ihre Kinder zu fördern. „Diese Eltern benötigen Ansprechpartner, die sie beraten und unterstützen können, um ihren Kindern zu helfen, sich in die Gesellschaft zu integrieren“, so Quiles. Aber nicht nur mangelnde Sprachkenntnisse sind ein Problem: „Eine weitere sehr große Gruppe hat Nachteile, weil sie aus Familien stammen, die über keine oder nur geringe finanzielle Mittel verfügen, um ihren Kindern sowohl Bildungsmöglichkeiten zu schaffen, als auch Teilhabe durch Freizeitaktivitäten zu ermöglichen.“ Hier greifen gemeinsame Lern-, Sport- und Freizeitangebote in der offenen Tür und in Kooperation mit externen Partnern, etwa mit Sportvereinen. So geschehen in Projekten wie „Kleine Chance zum großen Erfolg“. In diesen Projekten werden in der offenen Tür auch die Aspekte gesunde Ernährung und nachhaltiges Wirtschaften regelmäßig in den Blick genommen. So schulen Kochkurse den Blick der Kinder und Jugendlichen dahin, wie wichtig und gesund frisch zubereitete Mahlzeiten sind und, umso erstaunlicher für die Teilnehmer, um wie viel günstiger selbst zubereitetes Essen im Vergleich zu Fertiggerichten ist. „Die Kinder und Jugendlichen haben auf diese Weise ein eigenes Kochbuch zusammengestellt, aus dem sie künftig schöpfen können“, freut sich Ana Quiles über die Resultate der Kochkurse. Zudem: „Die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen übernahmen die Betreuung und weitere Gestaltung des hauseigenen Gartens. Sie bauten Kräuter und andere Pflanzen an und übernahmen Verantwortung für deren Pflege.“ Einen weiteren Schwerpunkt bilden Angebote im künstlerischen und kreativen Bereich. Die Teilnehmenden konnten Techniken erlernen, wie etwa Batik oder Action Painting.
Einen großen Baustein zum Gelingen gesellschaftlicher Teilhabe ist eine gute Lesekompetenz. Diese ist, so Quiles, Voraussetzung, damit sich Kinder und Jugendliche am kulturellen Leben beteiligen können sowie später beruflich erfolgreich sind. Dieser Aufgabe nehmen sich die Aktionen und Projekte der offenen Tür ebenfalls an und organisieren Besuch der örtlichen Stadtbibliotheken. „Dadurch wird erreicht, dass Kinder und Jugendlichen einen Bibliotheksausweis und einen kostenlosen Zugang zu Büchern und anderen Medien haben.“ Besonders ist Ana Quiles wichtig, dass der Blick immer auf den Einzelnen gerichtet ist, also das Individuum im Fokus. Nur so, meint sie, kann die offene zu einer Insel der Struktur und des Vertrauens werden: „Werte, die den Kindern und Jugendlichen im übrigen Umfeld oftmals fehlen.“
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