St. Antonius und Chetput
Die Katholische Kirchengemeinde St. Antonius in Wuppertal-Barmen feierte am 16. Juni 2019 das 50-jährige Jubiläum seiner Partnerschaft mit dem St. Thomas Hospital und Leprazentrum im indischen Chetput. Es ist bis heute ein ungewöhnliches, vielleicht sogar einmaliges Partnerschaftsprojekt. Zu diesem herausragenden Ereignis kam auch die leitende Schwester Maria Rathinam aus Indien an die Wupper. Begleitet wurde sie von Schwester Christine Kellner, die viele Jahre in Chetput gearbeitet hat.
Idee bis heute lebendig
1969 hatte der Pfarrer der Katholischen Pfarrgemeinde St. Antonius, Paul Reiner Zeck, eine zündende, nachhaltige Idee, die noch nach 50 Jahren aktueller denn je ist: „Wenn wir eine teure neue Kirche bauen, sollten wir auch an arme Christen denken.“ Daraus wurde die Partnerschaft zum Leprazentrum in Indien, zu dem heute auch das St. Thomas-Hospital gehört. „Wir wollten keine lose Patenschaft, sondern eine echte Partnerschaft“, erinnert Werner Zimmermann an den feinen Unterschied. Gegenseitige Besuche haben geholfen, dass Miteinander über Generationswechsel hinweg zu pflegen. Es ist auch zum Jubiläum eine Herausforderung, Akteure zu finden, die über Spenden hinaus wirken und den Chetputkreis mit Leben erfüllen.
Die Idee von Paul Reiner Zeck ist lebendig: Jeder dritte Sonntag im Monat ist „Chetput-Sonntag“, dann werden die Kollekten zwischen der Gemeinde und Chetput geteilt. Außerdem fließen traditionell die Erlöse aus Pfarrfesten, Erlebniscafés, und Kinderflohmärkten nach Chetput.
Erfolgsgeschichte
Die Erfolgsgeschichte begann 1960, als Dr. Maria Aschhoff mit drei Krankenschwestern dem Ruf vom Missionsärztlichen Institut und von der Gemeinschaft der Missionshelferinnen in Würzburg nach Chetput folgte, um Leprakranke zu behandeln. Sie begann mangels anderer Möglichkeiten mit der Behandlung unter einem Baum. Es stellte sich schnell heraus, dass auch andere Erkrankungen dringend der Behandlung bedurften, so dass nach mehr finanzieller Unterstützung gesucht wurde. Am 1. Juni 1960 wurde auf dem Gelände der dortigen katholischen Pfarrei in einem alten Schulgebäude das „German Leprosy Centre“ eröffnet. Ende 1960 gab es zwölf Mitarbeiter und 2.380 registrierte Leprapatienten.
In den 1960er Jahren konnte zwei Kilometer außerhalb des Dorfes Chetput, einem Ort mit rund 20.000 Einwohnern (10 Prozent Christen) im südostindischen Bundesstaat Tamil Nadu, ein Grundstück erworben werden, auf dem das Leprazentrum, kleine einfache Häuser für die Ärzte und landwirtschaftliche Gebäude errichtet wurden. Mit einem Brunnen war sauberes Wasser und teilweise Selbstversorgung möglich.
Überzeugungskraft und Patenschaften
1969 überzeugte Pfarrer Paul Reiner Zeck überzeugte den Kirchenvorstand in Barmen von seiner Idee und es wurde entschieden, die für die neue Kirche gedachten Kollekten zu teilen. Die Menschen in der Umgebung von Chetput konnten beraten werden, in Hygiene und Vorsorge. Eine Werkstatt zur Herstellung von Schuhen für Leprakranke und Beschäftigungstherapie mit Bastelarbeiten halfen zur finanziellen Sicherheit. Nahe dem Krankenhausgelände wurden durch Spenden von St. Antonius für das Personal kleine, einfache Häuser gebaut, die sogenannten „Wuppertaler Häuser“, die inzwischen verkauft sind. Der Erlös wurde für notwendige Erweiterung und Umbau des Krankenhauses genutzt, weitere Anschaffungen ermöglicht. Alte Leprapatienten, die in ihren Familien nicht mehr aufgenommen wurden, lebten in einer Unterkunft, die außerhalb des Krankenhausgeländes lag. Sie wurden von den Schwestern ebenfalls versorgt. Dieses Altenheim bekam den Namen „Holy Family“.
1979, dem Jahr des Kindes, wurde eine „Kinderhilfe“ ins Leben gerufen. So können Patenkinder die Schule zu besuchen. Heute bestehen 37 Patenschaften in St. Antonius. Einige unterstützte Kinder haben ihre Studienabschlüsse erreicht und sind Lehrer, Ingenieure und Krankenschwestern.
2007 konnte nach vielen Anstrengungen die eingerichtete und vom indischen Staat anerkannte Krankenpflegeschule eingeweiht werden. Seitdem werden jedes Jahr 30 Schülerinnen in der Krankenpflege erfolgreich ausgebildet.
Notfallstation, Operationsmikroskop, OP-Tisch, Dialyse- und, Röntgengeräte, Wegebau, Küchentrakt renoviert, neue Herde, Waschmaschinen und Wasserkauf im trockenen Jahr waren erwünschte Hilfen.
2018 wurde die gesundheitliche Beratung im Umkreis erweitert. Ärzte und Krankenschwestern gehen in den Ort. Viele Menschen kommen dorthin. Sie bringen ihnen die gesundheitliche Basis nahe, tägliche Medikamenteneinnahme und weisen bei Verschlimmerung auf die Behandlung im Krankenhaus hin.
In den vergangenen 50 Jahren sind weit über 900.000 Euro aus Wuppertal nach Chetput geflossen. Der amtierende Pfarrer Klaus-Peter Vosen: „Wir haben auch eine Gebetsgemeinschaft. Ein wunderbares Werk der Nächstenliebe, das es auch nach 50 Jahren fortzusetzen lohnt!“
Aktuelles online: www.antonius-wuppertal.de
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